Was ist ein Flyer?
Der englische Begriff Flyer bedeutet Flugblatt und ist seit bei uns sehr gebräuchlich. Der typische Flyer besteht aus einem Blatt in den unterschiedlichsten Größen, was einmal oder mehrfach gefalzt ist. Er wird nicht geheftet noch geklebt oder gebunden – sondern einfach nur gefaltet.
Das macht u.a. die Herstellung recht preiswert. Der Klassiker unter den Flyern basiert auf einem DIN-A4-Format mit zweifachem Falz, so entstehen sechs Seiten. Von diesem Standard weichen viele Flyer ab. Es gibt dreieckige Flyer, einseitige Partyflyer, Querformate und Größen von Mini bis Maxi. Ein Flyer kann auch als Folder, Leporello, Faltblatt, kleine Broschüre, Infozettel, Booklet, Werbeprospekt, Heft genannt werden.
Flyer sind handlich und vielseitig einsetzbar.
Sie sind ein Informations– und Werbemedium, mitunter sehr originell und im Vergleich zu Anzeigen- und Plakat-Kampagnen sind Flyer schnell und günstig zu realisieren. Die Erstellung ist heute recht einfach und wird über Online-Systeme unterstützt. Trotzdem werden sie oft als „Außenseiter in der Werbung“ gesehen und verkannt. Wenn ein Flyer nicht erfolgreich ist, ist es jedoch nicht das Medium, sondern oft die Macher oder er wird am falschen Ort , zur falschen Zeit eingesetzt.
So strukturieren Sie einen Flyer
Der richtige Aufbau stellt sicher, dass Sie das Beste aus jeder Seite herausholen. Worauf kommt es bei einem klassischen Flyer DIN lang im Wickelfalz an. Er besteht aus:
- Einer Titelseite (S1),
- Drei Innenseiten (S2 bis S4),
- Einer nach innen geklappten Seite (S4/S5) und
- Einer Rückseite (S6),
- Zusätzlich können Sie ein Einlegeblatt für Extras beifügen.
Form und Inhalt: Wer gibt die Richtung vor?
Sie als Dialogmanager der SV-Dialogmethode geben die Richtung vor. Grafiker und Texter bauen darauf auf, d.h. Sie benennen klar und deutlich Ihre Ziele. Sie sagen, ob es sich um einen Image-, Informations- oder Verkaufs-Flyer handelt. Und damit auch, was der Leser tun soll. Mehr hier: im Beitrag: „Wie die Direktmarketing Agentur richtig briefen?“
Zielsetzung
Überprüfen Sie daher immer im Prozess der Entwicklung, ob Ihr Ziel bei der Umsetzung vom Grafiker und Texter Ihrem Ziel entspricht und es nicht verwässert wird, was schnell passieren kann. So kann ein einziges Wort auf der Titelseite das Design des gesamten Flyers beeinflussen. Zum Beispiel wirkt die Überschrift „Fahrvergnügen“ für einen Fahrschul-Flyer nur mit einer „vergnüglichen“ visuellen Umsetzung.
Wichtig ist: Schriftliche und visuelle Gestaltung unterstützen sich gegenseitig und bauen aufeinander auf. Denken Sie daher immer daran, dass alle Beteiligten das Beste aus einem Flyer machen wollen, jedoch oft nur aus ihrer eigenen Sicht, als Texter oder Grafiker. Daher ist es Ihre Aufgabe als Dialogmanager das Ganze zu lenken und Ihr Ziel im Auge zu behalten.
Die Seiten eines DIN lang Flyers
1. Die Titel-Seite (S1)
Funktion: Interesse wecken und neugierig auf den Innenteil machen (1. Dialog = sehen)
Die Titel-Seite hat Eye-Catcher-Funktion und darf nicht überladen sein. Die Botschaft auf der Vorderseite muss schnell erfassbar sein und verstanden werden. Ein gutes Foto/Grafik als Hingucker und eine kurze Headline reichen aus. Auch eine rein typografische Lösung ist O.K. Dann spielen Farben eine größere Rolle. Das Firmenlogo darf nicht fehlen.
So holen Sie das Beste heraus, indem Sie folgende Leserfragen beantworten:
- Worum geht es im Prospekt?
- Brauche ich das und wozu?
- Von wem kommt das?
- Wie seriös ist das?
- Welche Kompetenz haben die?
- Wie glaubwürdig sind die?
- Warum bekomme ich das?
- Welches Preisniveau?
2. Die drei lnnen-Seiten (S2, S3, S4)
Funktion: Angebot und Argumente näher vorstellen.
Hier sind 1. Dialog (sehen) und 2. Dialog (lesen) gefragt. Anders gesagt Autopilot und Pilot. Mehr zum Thema hier: Folgende Leserfragen müssen jetzt beantwortet werden, sonst bricht der Dialog ab und Ihr Empfänger / Leser steigt aus:
- Wozu brauche ich das konkret?
- Wie habe ich das Problem bisher gelöst?
- Wie soll ich es jetzt lösen?
- Welche Vorteile gegenüber bisher?
- Welche Qualität?
- Was kostet das?
- Welche Folgekosten können entstehen?
- Wer beweist das?
- Wie kann ich mich überzeugen?
- Wer ist mein Ansprechpartner?
- …:
Grafiker und Texter „toben“ sich hier aus. Das ist ihre Bühne, auf der sie den Leser tiefer ins Thema reinziehen. Hier werden Produkt, Dienstleistung oder ein Thema präsentiert. Im Vordergrund müssen immer Nutzen und Vorteile für den Leser stehen. Sie müssen anschaulich und schnell verständlich dargestellt werden.
Der Texter hat die Aufgabe, die gesehenen Bilder verständlich und mit einfachen Worten schriftlich zu beschreiben. Der klassischen Spannungsbogen, den er dabei nutzt, ist der vom Problem zur perfekten Lösung. Sein Produkt oder seine Dienstleistung. Hier kommt es besonders darauf an, Vorteile, die die Wettbewerber nicht haben, anschaulich heraus zu stellen oder sie „künstlich“ zu entwickeln, wie zum Beispiel die „Mon Chéri“ Kirsche.
So werden alle Inhalte optimal in Szene gesetzt. Beachten Sie immer die Falz- und Blickrichtungen, diese geben die Dramaturgie wieder. So ist die Reihenfolge der einzelnen Seiten nicht die, in der Sie sie gestalten.
Viele Eye-Tracking Analysen zeigen folgende Wahrnehmung:
- Titel-Seite (S1) dann Rückseite (S6),
- Linke Innen-Seite (S2) und rechte Außen-Seite (S5),
- Durch Aufklappen der S5 werden alle Innen-Seiten (S2, S3 und S4) sichtbar
- Beim Drehen des Flyers werden die S5, S6 und S1 sichtbar.
Beachten Sie daher beim Gestalten aller drei Innen-Seiten, dass die Gesamtfläche nicht sofort sichtbar ist. In besonderen Fällen können Sie auch mal über den Falz hinweg gestalten. Das gibt mehr Spielraum und führt zum Umblättern. Dies wird oft bei Headlines genutzt. Bitte jedoch nicht bei Fließ-Texten, das stört das Auge und den gedanklichen „Ordnungssinn“ und wirkt unruhig und „unprofessionell“.
3. Die rechte Innenseite (Einklapp-Seite) (S4/S5)
Funktion: Platz für besondere und die wichtigsten Botschaften.
Wer den Flyer öffnet, schaut nicht als Erstes nach links, sondern auf die nach innen geklappte fünfte Seite (S4). Dadurch funktioniert sie fast wie eine zweite Titelseite. Hier muss das „erste Bild“, die Meinung, die der Leser sich gebildet hat, bestätigt werden. Noch besser, sie wird verstärkt, mit Vorteilen und außergewöhnlichen, positiven Botschaften. Sie können beim Leser nicht so viel Vorwissen erwarten, aber er hat eine Meinung.
Erklären Sie kurz worum es geht.
Zeigen Sie ihm klar und deutlich seine Vorteile. Preise haben hier übrigens nichts verloren. Wenn jetzt der Wunsch entsteht: „Wie bekomme ich das“ ist der Rest des Flyers nur noch, diesen Wunsch zu bestätigen und ihm den Weg dahin aufzuzeigen. Die Seite S4 steht auch immer in Beziehung zu der linken Innenseite S2 und der verdeckten S3. Je nach Flyer können Sie die Seite eigenständig wirken lassen oder in Harmonie mit allen Innenseiten gestalten.
4. Die Rückseite (S6)
Funktion: Garantie / Zusammenfassung und Kontaktaufnahme ermöglichen.
Fließtext hat hier nichts mehr zu suchen. Wie gesagt, wenn der Wunsch nach Kontaktaufnahme bereits erzeugt wurde, muss er hier klar und verständlich erfüllt werden.
Zählen Sie hier sehr kurz und übersichtlich noch einmal alle Vorteile in Form einer Checkliste auf. Fordern Sie zur Handlung auf!
5. Das Einlegeblatt (es kann ist kein muss)
Funktion: Gibt aktuelle Zusatz-Informationen
Ein Einlegeblatt wird oft für aktuelle Infos oder für die Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen genutzt. Zum Beispiel bei saisonalen Angeboten. Ein Hotel kann seine Vorweihnachts- und Neujahr-Specials vorstellen oder seinen Tagungsservice für Geschäftsleute. Kurzfristig festgelegte Termine, in manchen Fällen sind hier auch Preisinformationen gut untergebracht.
Ganz wichtig: Diese Seite muss Name und Kontaktdaten der Firma oder Organisation enthalten. Denn das Blatt kann nun mal auch allein durch die Gegend flattern. Die gesamte Anmutung muss mit dem Flyer übereinstimmen. D.h. Papierqualität, Schriften, Gestaltung, Verarbeitung müssen sofort sagen: „Ich gehöre dazu“.
Allgemeine Gliederung
Die Textgliederung
Funktion: Informationen übersichtlich und leicht erfassbar machen.
Jeder Flyer hat eine Dramaturgie, wie bereits beschrieben. Sie ist jedoch nicht so ausführlich und lang wie bei einer Kurzgeschichte. Vom Prolog (Vorgeschichte der Story) zum Epilog (Auswirkung). Jedoch werden Sie einzelne Punkte wiederfinden wie Konflikt, Ziel, Versprechen/Botschaft, usw.
Jeder Flyer raubt die Aufmerksamkeit des Lesers.
Nutzen Sie die kurze Spanne der Aufmerksamkeit schnell und verständlich auf den Punkt zu kommen. Viel Text oder eine Bleiwüste will niemand. Mehr unter:
Denken Sie als erstes an Ihre Zielgruppe. Wer wird diesen Flyer in seinen Händen halten und wer soll ihn lesen? Dann sind Sie auf dem richtigen Weg. Sie sprechen doch auch mit Kindern anders als mit Professoren – oder? Daraus folgt: „Das Gegenüber regelt die Kommunikation“. Stellen Sie sich immer auf Ihre Zielgruppe ein.
Beachten Sie dabei auch die Wahrnehmungs-Regeln für Texte und Headlines. Jedes Bild erhält einen Text: Untertitel/kurze Erläuterung.
Die Überschriften / Headlines
Funktion: Informationen strukturieren und Leser führen und neugierig machen.
Texten Sie Überschriften immer erst nach dem Fließ-Text.
Headlines müssen den Leser in den Fließ-Text führen, so müssen diese das Interesse des Lesers wecken und die Aufmerksamkeit hochhalten. D.h. der Leser entscheidet aufgrund der ein, zwei Zeilen auf dem Titel und über dem Fließ-Text, ob es sich für ihn lohnt, den Flyer richtig durchzulesen oder nicht. Deshalb dürfen sie ihn auf keinen Fall langweilen. Zwischenüberschriften geben Orientierung, lockern Texte auf und ziehen den Blick des Lesers an.
Eine Überschrift / Headline ist immer auch ein Bild
Sie bringen Rhythmus in den Flyer. Heben Sie diese hervor durch eine größere Schrift, Farbe oder fette Lettern. Je nach Farbkonzept können Sie sie auch negativ oder in Farbe setzen. Beachten Sie dabei kurze Worte zu nutzen, diese sind einfacher und besser durch den Autopiloten wahrzunehmen. Mehr Infos hier im SV-Blog.
Kurz gesagt: Der Flyer ist ein „kleines Fachgespräch“.
Die Kern-Aufgabe des Flyers ist Interesse zu wecken und die ersten Leserfragen zu beantworten. Dabei spielen Gestaltung und die Zielgruppen-Orientierung eine entscheidende Rolle. Was nicht gesehen wird, kann nicht verstanden werden und löst daher keine Reaktion aus.
Flyer gehören zu den am häufigsten eingesetzten Print-Werbemitteln aufgrund ihrer kostengünstigen Produktion und ihres Formates. Sie werden schnell überflogen und „bei Gefallen“ eingesteckt. Sie eignen sich für Unternehmen ebenso wie für Organisationen, Vereine, Verbände, Stiftungen, Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen. Sie können darin kurz und bündig auf Ideen und Angebote aufmerksam machen. Lesen Sie auch:
Der Flyer ersetzt nicht das persönliche Gespräch.
Er kann jedoch vieles vorbereiten und gibt Orientierung und führt den Leser näher an Ihr Angebot. Sie machen neugierig und bereiten einen persönlichen Kontakt vor. Sie ersetzen keine Webseite oder eine Broschüre noch eine andere Werbeform. Ein Flyer liegt zwischen einer Anzeige und einer Broschüre. Sie verteilen mehr Infos als in einer Anzeige, jedoch nicht so viele, wie in einer Broschüre.
Beachten Sie auf jeden Fall auch die Haptik Ihres Flyers.
Haptische Effekte verstärken die Kaufbereitschaft des Empfängers. Menschen nehmen Papier mit allen Sinnen wahr: Sie fühlen, riechen und hören beim Berühren des Papiers und sehen gleichzeitig die gedruckten Texte und Bilder. Durch diese vielfältigen Sinneseindrücke arbeitet unser Gehirn mit voller Leistung. Wer die Verpackungen luxuriöser Konsumartikel einmal genauer betrachtet, entdeckt dort vielfältige Details. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass der Käufer sofort das Gefühl hat, Qualität in den Händen zu halten.
Ihr
Klaus Guckler
2 Kommentare zu „Erkenntnisse über die Gestaltung eines Flyers nach der Dialogmethode“
Wir wollen Flyer bedrucken lassen. Gut zu wissen, dass man je nach Falz auch die Gestaltung anpassen muss. Aber dies müssen wir mit der Druckerei besprechen.
Hallo,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ja klar, jedoch beachten Sie das immer bereits in der Gestaltung, sprich bei der Anlage. Hier können ungewollte „Umbrüche“ entstehen. Ein guter Gestalter achtet bereits im Vorfeld darauf. Das spart Ihnen auch zusätzliche Kosten. Denn wenn es dem Drucker auffällt, müssen Sie das Ganze noch mal anfassen. Viel Erfolg.